10 Jahre "Schminken für Männer": Mein Weg zum Make - up und schleppender Verkaufsstart

11.04.2025

Vor zehn Jahren erschien Schminken für Männer - Ein kleiner Basics - Ratgeber, der hauptsächlich Männern dabei helfen wollte, optisch das Beste aus sich herauszuholen. Erfahre in diesem zweiten Beitrag der 10 Jahre - Reihe, wie ich selbst zu Make - up gekommen bin, wie ich das Buch heute schreiben würde und wie meine persönliche Schminkroutine aktuell aussieht.

Wie ich zu Make - up gekommen bin

Bevor ich auf die Entstehung von Schminken für Männer eingehe, möchte ich verraten, wie ich eigentlich in den Kontakt mit Make - up gekommen bin. Meine dahingehend früheste Erinnerung reicht bis zur Grundschule zurück (die ich bis 2004 besuchte), wo ich bei einer Klassenkameradin namens Nina S. zuhause war. Gemeinsam mit ihrer kleinen Schwester Anna schminkte sie mich und steckte mich danach in ein Prinzessinnenkleid. Ich fand mich im Spiegel betrachtet schön und mochte den Geschmack des aufgetragenen Lipgloss (ich glaube, es war Erdbeere). Als mich die Schwestern ihren Eltern zeigten, waren diese allerdings schockiert und schickten mich nach der abgewaschenen Schminke umgehend nach Hause. Ich wuchs nämlich in einem konservativen Dorf auf, wo es nicht gerne gesehen wurde, wenn sich Jungs schminkten - nicht einmal zum Spaß. Damit war das Thema erst einmal erledigt, doch in der Hauptschule kam es wieder auf, als ich mich an Karneval mithilfe einer übergroßen schwarzweiß gepunkteten Bluse und eines dunklen Rocks, beides von meiner Oma geborgt, ihren kaum genutzten schwarzen Lederschuhen mit leichten Absätzen und einer blond gelockten Perücke als Frau verkleidete. Natürlich durfte auch Schminke nicht fehlen, so nutzte ich den in einer Dose befindlichen Lipgloss meiner Erzeugerin, der (erneut) nach Erdbeere schmeckte und meine Lippen schön rot färbte. Als Mobbingopfer gehörte für mich viel Mut dazu, so in die Schule zu gehen, aber ich hatte mir diese Verkleidung bewusst ausgesucht und landete durch einen darin aufgeführten Sketch sogar mit einem Bild in der Schulzeitung.

Danach war das Thema wieder für einige Jahre erledigt, bis ich meinen Partner kennenlernte, der sich regelmäßig schminkte und weil er ein paar Jahre älter als ich war, verfügte er über das nötige Selbstvertrauen, um sich so in der Öffentlichkeit zu zeigen. Nun flammte auch mein Interesse wieder auf, mir Make - up aufzulegen. Nun aber nicht, um mich irgendwie zu verkleiden, sondern um mich alltäglich schöner zu fühlen. Seit meiner Pubertät litt ich nämlich unter mittelschwerer Akne, deren Verdeckung ein positiver Nebeneffekt des Schminkens war. Bei unserem ersten Ausflug in die Drogerie schämte ich mich noch, mir ein flüssiges Make - up auszusuchen, welches nebenbei erwähnt auch zu dunkel für meinen Hautton war. Als ich volljährig wurde, wollte ich mich jedoch nicht mehr von den anerzogenen Konventionen leiten lassen, sondern eigene Entscheidungen treffen. Daher gab es keinen Grund mehr für meine Scham. Vielmehr verstand ich, dass sich jede Person schminken und damit auch wohlfühlen darf - egal, mit welchem Geschlecht sie sich identifiziert. Letztendlich gefiel es mir auch einfach, mit Schminke meinen Idealzustand zu kreieren, da die wenigsten Menschen von Natur aus eine makellose Haut besitzen. Als ich mich nicht mehr schämte, in der Beauty - Abteilung der Drogerie zu stehen und mir nicht mehr schnell die zuvor im Internet recherchierten Produkte zusammensuchte, sondern vor Ort in Ruhe das Sortiment durchstöberte, war es für mich normal geworden, mich zu schminken. Anfangs tat ich es nicht jeden Tag, aber mehrmals pro Monat und lernte mit der Zeit, welche Artikel ich wie anwenden musste, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Von nun an gab es kein Halten mehr, sodass ich sämtliche Produkte von flüssigem über cremigem zu festem Zustand ausprobierte, den perfekten Farbton für meine Haut fand und mit Eyeliner, Lidschatten sowie Bronzer herumexperimentierte.

Der Ratgeber entsteht

Nachdem im November 2014 mein erstes Buch, Cryptal City, erstmals erschienen war und ich nach nur wenigen Wochen entschied, mit dem Schreiben weiterzumachen, entstand Anfang des neuen Jahres mit Schokosucht eine humorige Kurzgeschichte, die einen anderen Ton einschlug. Danach wollte ich erst einmal keine fiktive Geschichte mehr erfinden, sondern mich abermals in einem neuen Genre ausprobieren. Nach einigen Überlegungen entschied ich mich im Frühjahr 2015 zum Verfassen eines Schminkratgebers, doch ich wollte nicht einfach eine weitere Anleitung schreiben, wie es sie damals schon zuhauf gab, sondern damit explizit Männer ansprechen. Natürlich ging es mir darum, alle Männer abzuholen und nicht nur solche mit einer bestimmten sexuellen Orientierung. Das war nämlich schon damals ein Klischee, woran sich bis heute leider wenig geändert hat. Selbst im Jahr 2025 gelten Männer, die auf ihr Äußeres achten, noch für viele als schwul oder besitzen dem Vorurteil nach eine Vorliebe für Drag. Weil das schon 2015 so war, versuchte ich das Thema möglichst behutsam anzugehen, viele Informationen zu geben und mich auf zwei Schminkstile zu konzentrieren: einen Alltagslook und einen Partylook.

Mein Augenmerk galt besonders ersterem, da ich nur durch eine alltägliche Pflege - und Schminkroutine zeigen konnte, dass es für Männer entweder normal war, sich zu schminken - oder es zumindest mit der Zeit normal werden könnte. So war es schließlich auch bei mir der Fall gewesen. Dafür ging ich gar nicht so sehr auf das Geschlecht ein, sondern versuchte mit der Vorstellung von Pinseln und weiterem Zubehör ein Basiswissen weiterzugeben. Schminken für Männer konzipierte ich ohnehin als Einstieg in die Make - up - Welt und nie als umfassendes Nachschlagewerk. Es sollte eine erste Anlaufstelle für Männer sein, die bisher gar keine Berührungspunkte mit dem Thema hatten, aber selbstbewusst genug waren oder den Wunsch danach verspürten, etwas an ihrem Äußeren zu ändern. Dass ich sie bereits im Titel ansprechen wollte, war von vornherein geplant, weil ich dadurch die Hemmschwelle möglichst gering halten konnte und sich Interessierte wenigstens im Onlineshop nicht dafür schämen sollten, ein Buch zu kaufen, deren artverwandten Werke explizit nur für Frauen geschrieben worden waren. Vieles, was ich in meinem Ratgeber verriet, brachte ich mir selbst bei, einiges perfektionierte ich aber auch aus Schminktutorials.

Gründe für den schleppenden Verkaufsstart

Nachdem ich das Manuskript geschrieben und mit einfachen Grafiken versehen hatte, die bei der Verdeutlichung der schriftlichen Anleitung unterstützen sollten, gab ich meinen ersten Ratgeber schließlich am 11. April 2015 zur Veröffentlichung frei. Zu jener Zeit kontrollierte ich noch häufig meine Verkaufszahlen und stellte nach nur wenigen Wochen fest, dass diese hinter meinen Erwartungen zurückblieben. Mit Buchteasern, kostenlosen Rezensionsexemplaren für Bloggende und Social Media - Posts versuchte ich später, darauf aufmerksam zu machen, doch die Verkäufe liefen noch immer schleppend, was einfach dem Thema geschuldet war. Erst Ende 2017 wurde Schminken für Männer endlich in den Onlineshops wahrgenommen und wird bis heute - zwar weniger als meine fiktiven Geschichten, allerdings dennoch regelmäßig - gekauft. Welches Geschlecht meinen Ratgeber letztendlich erwirbt, kann ich anhand meiner Verkaufsstatistiken natürlich nicht sehen, alleine wegen dem Titel wird es aber vermutlich die Zielgruppe sein. Mehrmals bekam ich direktes Feedback von Lesern, die dankbar waren, dass eine Anleitung auf sie zugeschnitten war. Heute erkläre ich mir die mittlerweile regelmäßigen Käufe so, dass die Allgemeinheit etwas aufgeschlossener geworden ist und Männer auch durch Videos in den sozialen Netzwerken mit dem Schminkthema in Berührung kommen. Zudem werden einige Produkte heutzutage nicht mehr in pinker Dose, sondern neutraler präsentiert oder tragen sogar die Bezeichnung for men. Das gezielte Ansprechen des männlichen Geschlechts trägt nicht nur zum Klischeeabbau bei, sondern auch zur Beseitigung von Hemmschwellen. Selbst Modemagazine werden nicht mehr nur von Frauen, sondern auch von Männern geziert, in denen regelmäßig der metrosexuelle Stil vorgestellt wird, der aufklärt, dass sie das Beste aus sich herausholen dürfen und selbst mit Schminke, Nagellack und Co. noch immer richtige Kerle sind.

Mit dem in meinem Ratgeber vorgestellten Alltagslook ging ich einen ähnlichen Weg und wollte aufzeigen, dass Make - up auflegen nicht (unbedingt) bedeutet, mit goldenem Lidschatten und Rouge auf den Wangen durch die Stadt zu laufen. Stattdessen ging es mir dabei um die Entfernung von Unreinheiten oder Augenringen und um die Betonung der natürlichen Schönheit jeder einzelnen Person. Wichtig war mir ebenfalls, mehrfach darauf hinzuweisen, dass sich Lesende ausprobieren und die Tipps so weit umsetzen sollten, wie sie es mochten und sich damit wohlfühlten.

Erweiterungen und Cover - Änderungen

Bereits im Mai 2016 fügte ich meinem Ratgeber ein neues Kapitel hinzu, in dem ich mich damit beschäftigte, wie Männer ihre mitunter breiten Gesichter etwas schmaler schminken können. Im Oktober 2017 führte ich Überarbeitungen und Aktualisierungen an dem Inhalt und eine Verbesserung an der Formatierung durch. Zugleich schrieb ich zwei weitere neue Kapitel. Einerseits ging ich darin auf die psychologischen Aspekte des Schminkens ein und erwähnte, dass es nicht nur aus oberflächlichen Gründen angewandt werden, sondern bei Narben oder Akne auch heilsam für die Psyche sein kann. Davon konnte ich nämlich selbst ein Lied singen. Andererseits gab ich Hautpflegetipps für die Make - up - freie Zeit und ließ darin weitere Erfahrungen aus meinem eigenen Alltag einfließen. Zudem schrieb ich einen neuen Klappentext.

Schminken für Männer war eines der wenigen Bücher, deren Cover ich am häufigsten austauschte. Der Grund dafür lag zum einen an meiner Unzufriedenheit mit den Motiven, die ich in meiner Anfangszeit als Autor noch komplett selbst erstellte und zum anderen an meinem gestiegenen Wunsch nach Professionalität. Meine eigenen Fotos waren durch eine geringe Auflösung meiner damaligen Smartphone - Kamera nicht hochauflösend und ihr wenig ansprechender Look mag auch etwas zum verhaltenen Kaufinteresse beigetragen haben. Zeigte das allererste Cover noch eine ausgeschnittene männliche Silhouette (im Übrigen meine), in der eine Puderdose und ein Pinsel zu sehen waren, tauschte ich es nur dreizehn Monate später durch ein anderes aus, welches ich hier zeige:

Das zweite Cover meines Ratgebers, welches ich ab Mai 2016 nutzte und aus einem selbst erstellten Motiv bestand.
Das zweite Cover meines Ratgebers, welches ich ab Mai 2016 nutzte und aus einem selbst erstellten Motiv bestand.

Hierfür nutzte ich meinen getigerten Dekoschal als Hintergrund und stellte einen Kosmetikspiegel, samt Lipgloss und Pinsel, letzteren besitze ich noch immer, davor. 2017, als ich auf CC0 - Lizenzen zurückgriff, entstand das erste hochauflösende Cover, welches eine Puderdose und einen Pinsel zeigte. Schließlich designte ich 2019 ein neues Cover, welches weniger statisch erscheint und noch immer genutzt wird.

Wie Schminken für Männer heute aussehen würde

In meinem Ratgeber ging ich den "professionellen" Weg und stellte darin vor, wie Männer sich mit verschiedenen Make - up - Arten mit Concealer und Foundation schminken können. So habe ich dies gerade in meiner Anfangszeit selbst gehandhabt und so wird dies in Beauty - Ausbildungen nach wie vor gelehrt. Inzwischen, zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung, sieht meine Schminkroutine jedoch anders aus. Ich schminke mich minimalistischer, was auch an meinen Utensilien ersichtlich ist. Benötigte ich früher noch über zehn Produkte für das Gesicht, sind es heute in der Regel lediglich fünf. Vieles wie Mascara und Rouge habe ich derzeit aus meinem Alltagslook gestrichen. Auch eine Foundation nutze ich nicht mehr.

Aufgrund meiner heutigen Erfahrung würde ich meinen Ratgeber noch einfacher halten und nur die Produkte erwähnen, die zum Schminken unbedingt nötig sind. Mittlerweile habe ich gelernt, ein vergleichbar gutes Ergebnis mit weniger Utensilien zu erzielen, was nicht nur umweltfreundlicher und kostengünstiger, sondern auch hautschonender ist. Denn je mehr Make - up - Schichten aufgetragen werden, desto weniger kann die Haut atmen. Ebenfalls ist eine allzu umfangreiche Schminkroutine für viele Menschen zeitlich einfach nicht praktikabel. Wenn ich Schminken für Männer heute schreiben würde, würde ich also noch mehr Wert darauf legen, die Natürlichkeit der Lesenden hervorzuheben und ihnen Anleitungen mit so wenig Produkten wie möglich an die Hand geben.

Meine persönliche Schminkroutine

Während ich meine persönliche Schminkroutine durchführte und meine wenigen Utensilien anschaute, kam mir überhaupt erst die Idee zu diesem Beitrag. Auf dem folgenden Foto siehst Du die Gegenstände, die ich derzeit für mein Gesicht benötige:

Im Vergleich zur Entstehungszeit meines Schminkratgebers habe ich meine Produkte und Utensilien inzwischen deutlich reduziert.
Im Vergleich zur Entstehungszeit meines Schminkratgebers habe ich meine Produkte und Utensilien inzwischen deutlich reduziert.

Nach der Reinigung mit Wasser nutze ich als Erstes den Lidschattenpinsel, der aus Kunsthaar und einem Bambusstiel besteht. Mit diesem gehe ich im trockenen Zustand durch die Augenbrauenpomade. Diese ist bei mir nötig, weil ich meine Augenbrauen jahrelang zupfte und sie dadurch nicht mehr gleichmäßig wachsen. In den frühen 2010er Jahren waren noch schmale Augenbrauen modern und ich habe den Fehler gemacht, diesem Trend zu folgen. Später waren durch Cara Delevingne wieder buschige und natürliche Augenbrauen angesagt, was derzeit noch immer so ist. Hätte ich sie mir damals nicht gezupft, würde ich also sogar noch ein Produkt weniger benötigen. Danach creme ich die Augenpartie mit einer reichhaltigen Augencreme ein. Diese nutzte ich erstmals mit Mitte zwanzig, weil sich dort kleine Trockenheitsfältchen bildeten, denen ich damit vorbeugen wollte. Mit Tränensäcken habe ich aufgrund meiner tiefen Augenhöhlen zum Glück selbst in meinen Dreißigern bisher keine Probleme.

Anschließend gebe ich ein paar Tropfen des Serums auf mein Gesicht, welches der Umwelt zuliebe im Glasflakon daherkommt. Dieses besteht aus einer flüssigen Tagescreme, die ich in die Haut einmassiere. Nachdem ich es zehn Minuten habe einziehen lassen, nehme ich mir den ebenfalls aus Kunsthaar mit Bambusstiel bestehenden Schminkpinsel, gehe damit in das Kompaktpuder und schminke mich. Durch dessen leichte bis mittlere Deckkraft verschwinden die meisten Unreinheiten, Rötungen, gelegentlich geplatzten Äderchen etc.. Zuletzt greife ich zum Lipgloss, den ich seit ein paar Jahren selbst anfertige und in die roségoldenen Glasbehälter fülle, weil es im Handel häufig nur noch Produkte gibt, die Lippen mit Menthol oder Chiliextrakten anschwellen lassen. Oft enthalten diese Artikel auch unerwünschte Zusatzstoffe. Dadurch, dass ich einen eigenen Lipgloss herstelle, kann ich nicht nur die Vitaminmenge darin, sondern auch die Farben selbst bestimmen. Ich habe einen pinken und einen roten, nutze aber meistens den pinken. Das war es bereits mit meiner Schminkroutine, die mit Abzug der Hautpflege in wenigen Minuten erledigt und somit auch für andere Männer praktikabel ist.

Zu meiner Pflegeroutine gehört noch ein wöchentliches Haferflocken - Peeling, welches ich mit einer japanischen Gesichtsbürste aus Silikon durchführe. Nach dem Abwaschen ist meine Haut babyweich. Im Anschluss trage ich eine reichhaltige Creme auf, die wegen ihrer selteneren Nutzung nicht auf dem Foto abgebildet ist und etwas mehr Pflege als das Alltagsserum bietet.

Fazit

In Schminken für Männer teile ich viele Tipps, die ich über die Jahre professionalisiert habe. Würde ich den Ratgeber heute schreiben, würde ich die Anleitungen noch einfacher gestalten und darin nur die nötigsten Produkte vorstellen. Wegen des Themas verkaufte sich mein Buch anfangs selten, durch eine aufgeschlossenere Gesellschaft wird es inzwischen aber regelmäßig erworben und bietet den Lesenden noch immer einen Einstieg in die Welt des Make - ups.

Zum zehnjährigen Jubiläum ist Schminken für Männer - Ein kleiner Basics - Ratgeber vom 11.04. - 21.04.2025 für nur 1,99€ statt 2,49€ in diversen Shops erhältlich!

© 2015 - 2025 Autor Denny van Heynen | Alle Rechte vorbehalten.
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