Angstvoller Frühling: Was lehrt mich das Fürchten?

12.04.2021

Anfang Januar 2021 habe ich meine neue Kurzgeschichtensammlung vorgestellt, in der es um allerlei verschiedene Ängste geht und die am 27. April erscheinen wird. Weil niemand angstfrei ist, möchte ich in diesem persönlichen Beitrag eine Angst vorstellen, die mich selbst schon lange begleitet.

Symbolfoto. Bildquelle: pexels-raphael-brasileiro-2558823 von pexels.com/ Eigene
Symbolfoto. Bildquelle: pexels-raphael-brasileiro-2558823 von pexels.com/ Eigene

Die Idee, mich näher mit einer meiner eigenen Ängste zu befassen, kam, als ich einen gebrauchten Kleiderschrank erhielt, den ich vor dem Sperrmüll rettete. Eigentlich hatte dieser Schrank alles, was ich benötigte: (mehr als) ausreichend Platz, Schubladen für kleinere Dinge und mehrere Türen, die separat geöffnet werden konnten. Doch an einer dieser Türen klebte ein Spiegel, den ich aus einem ganz bestimmten Grund nicht wollte...

Noch fehlt die Spiegeltür...
Noch fehlt die Spiegeltür...

Schon in meiner Kindheit hatte ich immer ein mulmiges Gefühl, wenn ich in einen Spiegel sah, vor allem abends im Dunkeln. Lange habe ich das verdrängt und nicht wirklich als Angst angesehen (handhabe ich noch heute manchmal so), aber beim Aufbau dieses Kleiderschranks wurde mir bewusst: der Spiegel muss ab, weil ich mich auch heute noch - etliche Jahre später - unwohl fühle, wenn ich nachts in einen Spiegel blicke oder das Mondlicht hineinscheint. Dieses Thema habe ich übrigens in Esmeralda ´ s mystische Geschichten - Band 1 in einer eigenen Kurzgeschichte behandelt. Für diesen Beitrag habe ich versucht, die Angst ein wenig zu ergründen.

Als Kind habe ich gerne X - Faktor: Das Unfassbare gesehen. Die häufig von Laiendarsteller*innen umgesetzten Geschichten gaben mir einen wohligen Schauer, bei manchen Geschichten fürchtete ich mich aber regelrecht. Dass es nicht nur mir so ging, zeigen zahlreiche Foreneinträge zu der Serie, die hierzulande so erfolgreich ist, dass sie auch zwanzig Jahre nach ihrer Absetzung noch immer regelmäßig im Fernsehen läuft. Eine dieser Episoden ist mit dem passenden Titel Die Frau im Spiegel gleich in der 1. Folge der 1. Staffel zu finden. Spoiler: Darin sieht eine Frau eine Tote im Spiegel, weswegen sie ihn verdeckt und es meidet, dort hinein zu sehen. Eines Nachts wird sie Opfer eines Diebstahls, der Einbrecher trifft auf sie und will sie umbringen, da enthüllt sich der Spiegel von selbst und zeigt nicht nur der Frau, sondern auch dem Verbrecher die Tote, die er selbst umgebracht hat, wodurch er geschockt aus dem ersten Stock fällt.

Diese Folge hat mich bis in meine frühe Jugend begleitet, heute kann ich sie mir ohne Angst ansehen. In der Psychologie wird die Angst Spektrophobie genannt und hat zwei Bedeutungen: einmal die Angst vor dem eigenen Spiegelbild und einmal die Angst davor, einen Geist darin zu sehen. In meinem Fall ist es Variante zwei, wogegen Meditation und die Aufarbeitung früherer Traumen helfen könnten.

Aber was genau macht mir Angst, wenn ich in einen Spiegel schaue? Dieses Phänomen tritt nicht tagsüber, sondern erst abends, wenn die Dämmerung einsetzt bzw. nachts auf. Grundsätzlich schaue ich nicht in den Spiegel, wenn ich spät noch einmal auf die Toilette muss, weil ich Angst habe, eine*n (unbekannte*n) Tote*n darin zu sehen. Kurioserweise tritt diese Angst nicht bei Kosmetikspiegeln oder sich spiegelnden Oberflächen auf, sondern nur bei Wandspiegeln - oder einem Kleiderschrankspiegel. Bei letzterem stand ich also vor einem Problem. Anfangs überlegte ich, den Spiegel mit einem Poster zu überkleben oder notfalls drüber zu streichen. Die einfachste Lösung wäre natürlich das Abnehmen gewesen, allerdings halten Spiegel leider sehr gut, weswegen ich ihn am ersten Tag nicht abbekam und zu Trick 17 griff: ihn abdeckte. Am nächsten Tag ging ich mit einem Internettipp an die Sache heran: mit einem Fön erwärmen, damit sich der Kleber leichter lösen lässt und mit Zahnseide vorsichtig ablösen. Das heißt, wirklich vorsichtig, denn zerbrochene Spiegel ziehen bekanntermaßen sieben Jahre Pech nach sich...

Mein Problem konnte sich auf diese Weise glücklicherweise lösen lassen, aber anderen Ängsten kann man nicht so einfach aus dem Weg gehen. Davon berichte ich in meinem neuen Buch Angst: Wer hat Angst - vor der Angst?, welches am 27. April 2021 erscheint und sechs typische sowie untypische Ängste thematisiert. Meine neue Kurzgeschichtensammlung leitet sowohl für Leser*innen, als auch für Betroffene einen angstvollen Frühling ein und ist momentan für 1,49€ statt 3,49€ in allen Shops vorbestellbar!

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