Einfach mal aufregen... und dann ist es wieder gut

15.09.2022

Manchmal gibt es einfach Tage, Wochen oder Monate, in denen alles schief läuft und nichts wie geplant funktioniert. Doch wie sollten wir am besten damit umgehen? Ich habe einen Weg für mich gefunden, über den ich hier berichte.

Symbolfoto. Bildquelle: pexels-andrea-piacquadio-3760790 von pexels.com / Eigene
Symbolfoto. Bildquelle: pexels-andrea-piacquadio-3760790 von pexels.com / Eigene

Kennst Du das auch? Bei Dir will einfach nichts funktionieren und dann zieht Dich die anschließende unbefriedigende Situation hinunter... Letztens hatte ich so ein paar Tage:

Ereignis 1: Ausgefallener Ausflug

Erst freute ich mich auf einen morgendlichen Ausflug, der dann jedoch abgesagt wurde. Hier war es noch weniger Aufregung, als viel mehr Enttäuschung. Gegen Nachmittag wurde mir dann ein Alternativvorschlag unterbreitet, der so daneben (und auch kein Ersatz für den geplanten Ausflug war), dass nun Wut in mir aufstieg. Diese Wut, dieses diffuse und nicht greifbare Gefühl, dem ich am liebsten selbst den Hals umdrehen möchte, steigt nicht oft in mir auf - aber wenn, dann umso heftiger. An dem Tag war es so heftig, dass ich den ganzen restlichen Tag über schlechte Laune hatte.

Ereignis 2: Augenschmerzen aus dem Nichts

In der folgenden Nacht konnte ich kaum schlafen, weil ich auf einem Auge einen inneren Druck verspürte, der zwischenzeitlich von einem Pochen abgelöst wurde. Nach dem Aufstehen behandelte ich es mit einer Rotlichtlampe, was die Schmerzen etwas linderte, anschließend nutzte ich eine homöopathische Salbe. Eigentlich wäre ein Gang in die augenärztliche Praxis ratsam gewesen, diesem wurde durch den Dauergrund Corona aber ein Strich durch die Rechnung gemacht. Hier hieß es dann sprichwörtlich Augen zu und durch (und abwarten) und still vor mich hin grummeln.

Ereignis 3: Ein Termin wird nicht eingehalten

Wir gehen wohl alle nicht gerne in eine ärztliche Praxis, aber wenn wir einen Termin haben, erwarten wir auch, dass wir drankommen. Einen Termin hatte ich, der allerdings von der Sprechstundenhilfe nicht eingetragen worden war. Nun wurde ich dazwischen geschoben, durfte über vierzig Minuten warten und wurde dann gebeten, mit einem neuen Termin wiederzukommen. In der Praxis schluckte ich meine Verärgerung noch hinunter (anzusehen war sie mir deutlich), draußen ließ ich ihr dann freien Lauf. Es war der insgesamt fünfte Termin und noch immer hatte ich nicht mit meiner Hausärztin sprechen können. Zudem war ich auf Krücken (!) und sollte ein sechstes Mal wieder kommen.

Aufregen

Nun gab´s kein Halten mehr. Ich war richtig sauer, darüber hinaus k.o., es war heiß und ich hatte den weiten Weg mal wieder umsonst auf mich genommen. Ich wusste gleich, dass mir dieses Ereignis erneut den kompletten Tag verderben würde, so wie es bei Ereignis 1 der Fall gewesen war. Ein paar Verwünschungen und nicht jugendfreie ausgestoßene Beleidigungen später wieder zuhause angekommen, suchte ich im Internet nach einem Tipp, wie ich meine Wut und Unzufriedenheit mit der Situation vielleicht doch noch abwenden und den Tag retten konnte. Der erste Tipp auf einer spirituellen Seite lautete sinngemäß: Du kannst die Situation nicht ändern, aber deine Reaktion darauf.

Okay, welche Person auch immer diesen Einfall hatte, sie wäre mir in diesem Moment wohl besser nicht vor die Augen getreten. Mit vielen esoterischen Praktiken und spirituellen Weisheiten kann ich etwas anfangen, mit dieser nichts. Seit der Jahrtausendwende versuchen Ratgeber die negativen Einstellungen der Menschen zu ändern. Prinzipiell ist das auch richtig, denn an den drei Ereignissen konnte ich selbst nichts ändern. Ich konnte den abgesagten Ausflug nicht nachholen, ich konnte die augenärztliche Praxis nicht zu einem Termin zwingen und die Hausärztin nicht für ihre unfähige Sprechstundenhilfe belangen. Aber mir selbst brachte es nichts, "die Situation ohne sie zu bewerten" an mir "vorüberziehen zu lassen". Nein, ich war sauer und wollte meine Wut rauslassen. Und das führte mich zu einer Erkenntnis: Alles in sich hineinzufressen bringt nichts und auch wenn mir die Aufregung über die Ereignisse im ersten Moment ebenfalls nichts brachte, so ging es mir danach zumindest besser - und ich lernte dadurch, beim nächsten Mal anders auf solche Ereignisse zu reagieren.

Hätte ich den Ausflug nicht fest eingeplant, wäre mir dessen Absage relativ egal gewesen. Hätte ich die sinnlose und schon zur Regel gewordene Corona - Begründung direkt entkräftet (nach dem Motto: "Ich habe jetzt was am Auge und wenn ich wegen Corona nicht vorbeikommen darf, dann müssen Sie für die Konsequenzen geradestehen"), hätte ich zwar noch immer keinen Termin bekommen, wäre aber für meinen Seelenfrieden besser aus der Situation herausgegangen. Und hätte ich bei der Hausärztin darauf bestanden, dass eine andere Person nach Hause geschickt wird, die nicht auf Krücken unterwegs ist, hätte ich zumindest auf die Ungerechtigkeit aufmerksam gemacht, die mir dort begegnet war.

Was mir hilft und was Dir vielleicht helfen kann

Du liest es schon am Titel dieses Beitrags und ich habe es bereits erwähnt: mir hilft es in solchen Situationen, meine Aufregung zuzulassen. Mich einfach mal kräftig über den verdammten abgesagten Ausflug zu ärgern, dem augenärztlichen Personal mal selbst unbehandelte Augenschmerzen zu wünschen und der schlampig arbeitenden Sprechstundenhilfe meiner Hausärztin alles Schlechte dieser Welt zu gönnen. Indem wir unsere Wut zulassen und sie nicht wie von den zahlreichen pseudo - spirituellen Ratgebern gefordert unterdrücken, kann Veränderung entstehen. Mir verhalf meine Wut beispielsweise zu diesem Beitrag. Und weil ich noch bis zum nächsten - tatsächlich stattgefundenen - Termin bei meiner Hausärztin ein Stück Restwut in mir trug, konnte ich die Sache ansprechen und klären. Danach fiel ein Brocken Seelenballast weg. Manchmal sind wir jedoch nicht einmal auf Dinge wütend, die uns direkt widerfahren, beispielsweise Kriege oder die Klimakrise. Wenn ich mal wieder so einen Weltschmerz fühle, hilft es mir persönlich, nach neuen Petitionen zu suchen und sie zu unterschreiben.

Wut und Aufregung sind meiner Ansicht nach der Motor für Veränderung. Wir müssen und können nicht die ganze Welt retten, jede uns widerfahrene Ungerechtigkeit auflösen und unfähige und unempathische Menschen zum Gegenteil bekehren. Aber wir können unseren eigenen Gefühlen Aufmerksamkeit schenken und damit uns selbst Respekt zollen. Denn wenn wir unsere Emotionen unterdrücken, verleugnen oder ignorieren, gehen wir respektlos mit uns selbst um! Stattdessen können wir unsere Wut, unsere Verwünschungen und unsere Schimpfwörter frei ausleben und sie dankend annehmen. Natürlich sollten wir weder mit Worten, noch mit Taten um uns schlagen, aber unsere Meinung an den Missständen dürfen wir frei und deutlich äußern, statt sie hinunterzuschlucken.

Fazit

Wut kann uns starr werden lassen und lähmen, aber sie kann auch produktiv eingesetzt werden. Wir dürfen uns erlauben, einen schlechten Tag, eine negative Woche oder einen verhexten Monat zu haben und die Wut fühlen - selbst wenn für uns damit eine Zeit lang die positiven Dinge nicht sichtbar sind. Ich für meinen Teil bin manchmal sogar froh, dass ich nicht nur die positiven Gefühle empfinde, denn auch die negativen gehören zum menschlichen Dasein und zeigen mir, dass ich noch am Leben bin. Nicht zuletzt helfen mir Wut, Enttäuschung und Aufregung oft bei meiner Autorenarbeit.

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